Am frühen Donnerstagmorgen machten sich 4 Helferinnen und Helfer des Sonthofer Zugtrupps auf den Weg nach Judenburg in der Steiermark. Auf dem dortigen Truppenübungsplatz „Seetaler Alpe“ des österreichischen Bundesheeres fand die Alpine15 Übung statt. Das Konzept Alpine ist eine Anrainerstaatenübung, bei der Organisationen aus Deutschland, Österreich und Italien die Zusammenarbeit im Katastrophenschutz ausbauen.
In diesem Jahr waren dabei das Technische Hilfswerk mit Vertretern aus dem Landesverband Bayern, das Weiße Kreuz aus Südtirol sowie der österreichische Arbeiter-Samariter-Bund beteiligt. Die ersten beiden Tage waren geprägt von theoretischer Ausbildung. Den Helferinnen und Helfern wurden, federführend vom Ausbilder an der THW Bundesschule Hoya Dieter Dietrich, verschiedene Konzepte zum Management von Großschadenslagen gelehrt. Im Mittelpunkt stand dabei das Konzept BR 500 des Technischen Hilfswerkes. Dabei handelt es sich um einen Bereitstellungsraum, um bei Katastropheneinsätzen bis zu 500 Einsatzkräfte zu versorgen und für ihren Einsatz bereitzuhalten. Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingsproblematik wurde das Bereitstellungsraum-Modell auf das mittelfristige Versorgen von größeren Menschenmengen ausgeweitet.
Bei der theoretischen Ausbildung soll es aber nicht bleiben. Am Samstag trafen sich die Kräfte, um bei einer Stabsrahmenübung ihr erlerntes Wissen in die Tat umzusetzen. Nach einer kurzen Einweisung um 6 Uhr morgens begannen die Kräfte also, einen Katastrophenschutzstab einzurichten. Angenommen wurde, dass nach tagelangen Regenfällen im Murtal rund um die Kreisstadt Judenburg zahlreiche Flüsse die Hochwasserwarnmarke überschritten haben und bereits kleinere Gelände überschwemmt sind. Der österreichische Wetterdienst sagt weitere, teils schwere Regenfälle und Gewitter voraus, sodass sich die Lage weiter anspannen wird. Es muss davon ausgegangen werden, dass viele Menschen in Gefahr sind. Es wurde deshalb Katastrophenalarm ausgelöst.
Der KatS-Stab wird eingerichtet, um die bereits im Einsatz befindlichen Ortsfeuerwehren bei der Koordinierung ihrer Einsätze zu Unterstützen und nachfolgende Organisationen auf die Einsatzgebiete zu verteilen. Im Stab bilden sich dazu sog. Stabsfunktionen, kurz S1 bis S6, die beispielsweise die aktuelle Einsatzlage, alle im Einsatz befindlichen Kräfte und Fahrzeuge oder die Kommunikationswege intern und mit weiteren Teilnehmern erfassen und steuern.
Auch wenn die verschiedenen Organisationen teils unterschiedliche Stabsaufgaben und damit verbunden unterschiedliche Begrifflichkeiten benutzen, etablierte sich dennoch schnell eine gemeinsame Struktur sodass in gut einer Stunde ein einsatzbereiter KatS-Stab arbeitet. Er wurde von der Übungsleitung mit realistischen Einsatzszenarien versorgt, sodass die Helferinnen und Helfer in ihren Stabsfunktionen alle Hände voll zu tun hatten. So wurde zum Beispiel der Ausfall der öffentlichen Kommunikationswege simuliert. Der mit ihn die Übung integrierte Amateurfunkerverband errichtete daraufhin binnen kürzester Zeit eine Funkstrecke nur nationalen Warnzentrale. Der als Beobachter eingeladene Leiter der Warnzentrale zeigte sich beeindruckt, wie schnell und reibungslos den Kräften die Koordination der simulierten Schadenslage von der Hand ging. Als er gegen Nachmittag die Übung verlassen musste, um eine wichtige Besprechung im Zuge des Flüchtlingsstroms zu leiten, verabschiedete er sich mit den Worten: „Ich würde euch am liebsten gleich mitnehmen. Diese Leistung können wir brauchen!“
Nach gut 10 Stunden war die Übung beendet. Alle Beteiligten zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis. Nach einer Eingewöhnungsphase lernten sie schnell zusammenzuarbeiten und ihre jeweiligen Stärken einzubringen. Zum Abschluss eines anstrengenden Tages kehrten die Kräfte in die Cafeteria des Bundesheeres zu einem gemeinsamen Abendessen ein.
Am Sonntag machten sich die Organisationen nach einem kurzen Frühstück auf die Heimreise.
Das Team vom THW Ortsverband Sonthofen bedankt sich ganz herzlich bei allen Teilnehmern und Einsatzkräften, bei der Übungsleitung und Organisation sowie dem Bundesheer für die Bereitstellung des Standortes. Wir haben an diesen 4 Tagen viel zusammen geleistet, viel zusammen gelacht und eine wunderbare Kameradschaft erfahren, die über alle Landesgrenzen und Organisationen hinweg ein Gefühl der Einheit in unserer Engagement für den internationalen Katastrophenschutz schafft.